Samstag, 31. Januar 2015

Rezension:
Essen auf dem Land


Also, noch saisonaler geht es ja nun wirklich nicht: Das Koch- und Lesebuch Essen auf dem Land von André Lorenz hält, was es verspricht, nämlich den Leser durch das ganze Jahr zu begleiten. Der Aufbau des Buches kam mir so noch nicht unter: Jeweils eine Doppelseite widmet sich einer Kalenderwoche und einem bestimmten Lebensmittel, das zu dieser Zeit Saison hat. Natürlich kommen die verschiedensten Obst- und Gemüsesorten zu Ehren, aber auch (Wild)Kräuter, Fleisch und Fisch, Getreide, Gewürze, Käse und Bier. Das ist ein schöner Ansatz, der gut zu Landleben und Großmutters Küche passt.

In Woche 5, in der wir uns momentan befinden, geht es beispielsweise um den Feldsalat: Drei Rezepte finden sich da (Steirischer Vorgerlsalat mit warmen Erdäpfeln, Feldsalat mit Birnen, Feld-Eier-Salat), stimmige Bilder, kurzweilige Infos zum gesundheitlichen Wert und auch das Grimm’sche Märchen von Rapunzel hat seinen Platz. Überhaupt ist das Buch sehr liebevoll aufgemacht und reich illustriert, es besitzt 4 bunte Lesebändchen und beschenkt den Leser mit einem Saisonkalender in Posterformat sowie mehreren Etiketten für das Selbstgemachte. Neben vielen klassischen und altbewährten Rezepten liest man über die richtige Lagerung, wie man Ostereier natürlich färbt und welchen gesundheitlichen Wert die jeweiligen Nahrungsmittel besitzen. Zwischendurch sind Küchentipps, Hausmittelchen, Kinderspiele, Zungenbrecher, Gedichte und Zitate eingestreut. Essen auf dem Land kommt übrigens im Querformat daher – ungewöhnlich, aber spannend.

Ich liebe es ja, Kochbücher durchzublättern (am liebsten eingekuschelt am Sofa und mit einer guten Tasse Kaffee oder Tee, Wein geht auch), die Rezepte zu lesen und die Bilder dazu genau zu betrachten. In der Folge fällt mir natürlich auf, wenn Rezept und Rezeptfoto nicht stimmig sind – und ärgere mich. Ich schließe dann daraus, dass das Rezept vermutlich nicht probegekocht wurde und / oder in einem Bildarchiv nach einem Foto gesucht wurde, das irgendwie passt. Beim Durchblättern von Essen auf dem Land hatte ich dieses Gefühl leider des Öfteren. Der Chinakohl-Salat beispielsweise ist auf dem Bild mit Radieschen abgebildet, im Rezept fehlen sie. Ob die Waldmeister-Götterspeise ohne Lebensmittelfarbe derart grün wird, bezweifle ich. Und Himbeer-Schmand-Kuchen sowie Kirsch-Topfen-Auflauf sehen mit großer Wahrscheinlichkeit anders aus als auf den Abbildungen. Manchen mag das pedantisch erscheinen, aber ich finde es schade. Wenn man sich die Mühe macht (und ich bin sicher, das ist viel, viel Mühe!), ein Kochbuch zu gestalten, warum dann nicht zu 100 %?

Nachgekocht



Die Bärlauchfladen von Woche 19 haben es mir angetan. Ich hab allerdings, aufgrund akuten Bärlauchmangels, auf Spinat zurückgegriffen. Die Rezeptur für den Teig hat leider nicht funktioniert, zusammengerechnete 110 ml Flüssigkeit auf 400 g Vollkornmehl sind doch etwas zuwenig. Ich gab dann Wasser zum Teig, bis er kompakt und strudelteigähnlich war. Der Rest des Rezeptes gelang ordentlich, allerdings auch hier wieder eine kleine, aber nicht unwesentliche Änderung von meiner Seite: Ich habe die Fladen (die, weil mehrere kleine statt einem großen) in der Pfanne in Butterschmalz ausgebacken anstatt im Backrohr. Und geschmeckt haben sie, die gefüllten Dinger! Ich bin mir sicher, dass ich sie wieder einmal machen werde, vielleicht dann mit anderen Wildkräutern?

Außerdem nachgekocht: Die Rote Rüben-Päckchen von Woche 4. Da gab es nichts zu meckern, sie schmeckten hervorragend.


To Cook-Liste

  • Spinatknödel
  • Eingelegte Radieschen
  • Altfränkische Sauerampfer-Suppe
  • Spargelbrötchen
  • Schweizer Rüblitorte
  • Heidelbeer-Haferflockenschmarren
  • Steckrübengnocchi
  • Maronenkuchen
  • Walnuss-Spätzle
  • Salat der Eisheiligen

Fazit: Essen auf dem Land ist eine hübsch illustrierte Sammlung einfacher Rezepte, die mit wenigen und im positiven Sinne ganz gewöhnlichen Zutaten auskommen. Ich kann es mir in Verbindung mit kleinen kulinarischen Geschenken aus der eigenen Küche gut als liebes Präsent für ebensolche Verwandte und Freunde vorstellen. Dass Rezepte und Rezeptbilder nicht immer zusammenpassen, stört mich persönlich. Aber wie heißt es so schön im Buch: Die Königin der Kochrezepte ist die Phantasie. In diesem Sinne wird es geübten KöchInnen nicht schwer fallen, dass die Rezepte trotzdem gelingen.

Essen auf dem Land – Mit Rezepten und dem geheimen Wissen unserer Großmütter durch das ganze Jahr
von André Lorenz (Herausgeber)
Gebundene Ausgabe, 124 Seiten
André Lorenz Medien, 1. Auflage 2014
ISBN: 978-3981138528
Preis: € 22,95

Dank an André Lorenz Medien, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

4 Kommentare:

  1. Das würde mich auch stören wenn da Zutaten zu erkennen sind, die gar nicht in der Zutatenliste aufgeführt sind.
    Und wenn dann auch noch die Menge nicht stimmt..hm nein dieses Buch würde ich dann nicht haben wollen.

    Schön dass du dennoch Positives abgewinnen konntest und deine Fladen schauen ja auch super gut aus!
    lg. Sina

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    1. Sie waren auch wirklich gut - wenn auch mit kleinen Änderungen ;-)
      Liebe Grüße!

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  2. Schön zu lesen, gut nachzuvollziehen und aus der Hand fresse ich dir ja sowieso :)... liebe, winterliche Grüße

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    1. Echt, du frisst mir aus der Hand? Schön zu wissen :-) Umgekehrt ist es übrigens genauso ...

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